Big Pharma ist ein Arsch, aber nicht schuldig

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: WIR (Sie und ich, vertreten durch Gewählte) segnen ab – „Es ist absolut okay, sich am Leid anderer Menschen zu bereichern.“ Sähen wir das mehrheitlich anders, gäbe es keine Pharmaindustrie. Sie wäre schlicht verboten.

Gehört sie auch, nach meinem Dafürhalten. Aber solange nur ich das so sehe (und möglicherweise ein paar zehntausend andere, aber eben nicht: die Mehrheit), wird es dabei bleiben, dass wir von der Pharmaindustrie kein einziges Medikament erwarten dürfen, das Krankheiten beseitigt. Wer so was glaubt, braucht einen Arzt. Denn weshalb sollte eine Industrie ihre eigene Vernichtung befördern? Big Pharma ist doch gesund, nicht schwachsinnig, und so halten wir ein- für allemal fest: Die Pharmaindustrie ist an der Abschaffung von Krankheiten genauso interessiert wie die Autoindustrie an der Abschaffung von Straßen.

Welch zum Himmel stinkende Blüten das legale Ganze allerdings treibt, haben Marcia Angell und zuletzt Ben Goldacre für den angelsächsischen Raum beschrieben – beider Bücher sind wahlweise zum Schreien oder zum Schreien. Ergänzend empfehle ich hier allerdings dringend (weil´s mir auf meiner Literaturliste zur „MS für Anfänger“ durchgerutscht ist „Patient im Visier“ von Caroline Walter und Alexander Kobylinski. Nach der Lektüre kann ich mich nämlich beruhigt zurücklehnen und meine eigene Pharmasammlung wegwerfen – es steht alles bereits geschrieben, und dass die beiden echten Journalisten es zudem am Beispiel der MS-Industrie durchdekliniert haben, macht ihr Buch für „uns“ zur Pflichtlektüre.

Für alle Gesunden ist es schlicht eine großartige, spannende Horrorstory.

Caroline Walter & Alexander Kobylinski – Patient im Visier (Suhrkamp 2011, 272 S., 8.99 €)
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